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Myconius
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Oswald
Myconius (1488-1552)
Kurzbiographie
Oswald
Geißhüsler (auch: Molitoris; fälschlicherweise auch: Geisthauser),
bekannt unter seinem
Humanistennamen Oswald
Myconius, wurde 1488 in Luzern geboren. 1510-1514 studierte er an der Universität
Basel, anschließend wirkte er als
Schulmeister in Basel, ab 1516 Zürich und ab 1519 in seiner Heimatstadt
Luzern. Als er 1522 als "Lutheraner" vertrieben
wurde, wandte
er sich zunächst nach Einsiedeln, um dann seinem Freund Huldrych
Zwingli nach Zürich zu folgen. Ab
1524 leitete er dort die Fraumünsterschule. Nach dem Tod
Zwinglis, dessen erster Biograph er wurde, zog er nach Basel,
wo
er eine Predigerstelle übernahm und schon 1532
überraschend Oekolampads Nachfolger als Pfarrer am Münster und
Professor der Theologie wurde. Hier wirkte er bis zu seinem Tod am 14. Oktober 1552.
Myconius gilt als zweiter Basler Antistes,
auch wenn der Rat 1539 verfügte, dass keiner der Pfarrer einen Vorrang
haben sollte. Das erste Basler Bekenntnis von
1534 ist hauptsächlich sein Werk. Theologisch stand er der
vermittelnden Position Martin Bucers nahe, weshalb ihm die zwinglisch
gesinnten Zürcher und Berner Theologen zeitweise mit Misstrauen
begegneten. Gegenüber dem Rat und der Universität vertrat er hartnäckig
die Autonomie der Kirche, was sich etwa in der Ablehnung des
akademischen Doktorgrades äußerte. Seine wenigen gedruckten und einzelnen
ungedruckten Schriften treten an Bedeutung hinter dem umfangreichen
Briefwechsel zurück.
Forschungsstand
Bis heute nicht ersetzt ist die
aus gründlicher Quellenkenntnis
geschöpfte, wenn auch längst veraltete Biographie von Melchior Kirchhofer (1813). Karl Rudolf Hagenbach kam mit seiner 1859 veröffentlichten Biographie nicht wesentlich über Kirchhofer hinaus. Eine knappe neuere Skizze von Ernst Gerhard Rüsch findet sich in der
Einleitung zu der von Myconius verfassten Zwingli-Vita ("Vom Leben und
Sterben Huldrych Zwinglis", 1979). Eine differenzierte, vor allem auf
Teilen des Briefwechsels beruhende Studie zu Myconius verdanken wir dem
Pariser
Dominikanerpater Jacques V. Pollet (1962).
Aus jüngster Zeit ist vor allem eine größere Studie
von Amy Nelson Burnett zu nennen, die neues Licht auf die Basler
Geistlichkeit zur Zeit von Myconius wirft (2006). Eine vertiefte
wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk von Myconius bleibt aber nach
wie vor
ein unerfülltes Desiderat.
Auswahl-Bibliographie
- Melchior Kirchhofer,
Oswald Myconius, Antistes der Baslerischen Kirche, Zürich 1813 [online].
- Karl Rudolf Hagenbach,
Johann Oekolampad und Oswald Myconius, die Reformatoren Basels (Leben
und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten
Kirche, Bd. 2), Elberfeld 1859
[online].
- Friedrich Rudolf, Ein Aussöhnungsversuch zwischen Zürich und Bern nach dem
Briefwechsel Bullinger-Myconius 1533-1534, in: Zwingliana VII/8, 1942, S. 504521 [online].
- Friedrich Rudolf, Oswald Myconius, der Nachfolger Oekolampads, in: Basler Jahrbuch 1945, S. 1430.
- Willy Brändly,
Geschichte des Protestantismus in Stadt und Land Luzern, Luzern 1956
(passim).
- Willy Brändly, Oswald Myconius in Basel, in: Zwingliana XI/3, 1960, S. 183192 [online].
- Jacques V. Pollet, Martin
Bucer. Etudes sur la correspondance, avec de nombreux textes inédits,
Bd. 2, Paris 1962, S. 335-369.
- Conradin Bonorand,
Myconius, Oswald, in: Personenkommentar II zum Vadianischen
Briefwerk (Vadian-Studien, Untersuchungen und Texte, Bd. 11),
St.
Gallen 1983, S. 349-353.
- Jean-Claude Margolin,
Un échange de correspondance humaniste à la veille de la Réforme: Henri Glaréan – Oswald Myconius (1517-1524), in: La Correspondance d'Erasme et l'épistolographie humaniste (Travaux de l'Institut Interuniversitaire pour l'étude de la Renaissance et de l'Humanisme, Bd. 8), Bruxelles 1985, S. 145-181.
- Peter G. Bietenholz,
in: Contemporaries of Erasmus, A Biographical Register of the
Renaissance and Reformation, Bd. 2, Toronto 1986, S. 475.
- Ernst Gerhard Rüsch (Hg.): Oswald Myconius, Vom Leben und Sterben Huldrych Zwinglis. Das älteste Lebensbild
Zwinglis. Lateinischer Text mit Übersetzung, Einführung und Kommentar
(Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, Bd. 50), St. Gallen 1979.
- Ekkehart
Fabian,
Zur
Biographie und geplanten Erstausgabe der Briefe und Akten
von Oswald Myconius und seiner Mitarbeiter, in: Zwingliana
XIX/1 (= Das reformierte Erbe,
Festschrift für Gottfried W. Locher, Bd. 1), Zürich 1992, S.
115-130 [online].
- Hartmut
Lohmann,
Myconius, Oswald,
in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, begründet und hg. v.
Friedrich Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz, Bd. 6,
Herzberg 1993, Sp. 412-414
[online].
- Thomas
Konrad Kuhn,
Myconius, Oswald, in: Neue deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin
1997, S. 662f. (mit weiterer Lit.) [online].
- Rainer Henrich,
Myconius, Oswald, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd.
8, Freiburg i. Br. 1998, Sp. 568f.
- Martin H. Jung, Myconius, Oswald, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 4, Tübingen 2002, Sp. 1633.
- Amy
Nelson Burnett,
Basel and the Wittenberg Concord, in: Archiv für Reformationsgeschichte 96, 2005, S. 33-56
[online].
- Jean-Claude Margolin,
Oswald Myconius, entre Érasme, Glaréan et Zwingli, in:
Érasme et les théologiens réformés, Actes du Colloque international, 24 avril 2004, Bruxelles 2005, S. 13-53.
- Amy
Nelson Burnett,
Teaching the Reformation: Ministers and Their
Message in Basel, 1529-1629, Oxford 2006 (passim).
- Markus Ries,
Oswald Myconius in Luzern, in: Bewegung und Beharrung, Aspekte des
reformierten Protestantismus, 1520-1650, Festschrift für Emidio Campi,
hrsg.v. Christian Moser u.a. (Studies in the History of Christian
Traditions 144), Leiden/Boston 2009, S. 1-20.
Letzte
Aktualisierung: 25-05-2016
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